Neue Ideen für den Billen-Pavillon – Forum Architektur zeigt studentische Konzepte für eine Gastronomie im Baudenkmal

„Das Beste aus Europa“, „Das 59“ oder „Billen schön“ – spannende Namen für zehn ganz unterschiedliche Gastronomiekonzepte und Gestaltungsideen im Wolfsburger Billen-Pavillon. Auf Einladung der Stadt Wolfsburg haben sich zwölf Studierende am Studiengang Innenarchitektur der Hochschule Hannover intensiv mit der Zukunft des Baudenkmals auseinandergesetzt. Prof. Suzanne Koechert und Nicole Froberg, Leiterin des Fachgebiets Denkmalschutz und Baukultur in Wolfsburg hatten die fiktive Aufgabe formuliert, eine gemischte Nutzung für Gastronomie, Büro und Kultur zu planen. Das Forum Architektur macht jetzt die Ergebnisse sichtbar: Vom 21. Januar bis 20. Februar werden die Arbeiten wechselnd in einer Schaufensterausstellung im Alvar-Aalto-Kulturhaus, Porschestraße 51, 38440 Wolfsburg am Rathausplatz gezeigt. Darüber hinaus erläutern die Studierenden ihre Entwürfe am Donnerstag, 17. Februar, 17:00 bis 18:30 Uhr in einer digitalen Präsentation, an der auch Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide teilnehmen wird. Eine Anmeldung ist möglich unter forum.architektur@stadt.wolfsburg.de.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Naturstein Billen am Wolfsburger Maybachweg entstand 1959 nach dem Vorbild des Barcelona Pavillons von Mies van der Rohe als transparente und lichtdurchflutete Architektur aus Stahl, Glas und herausragenden Natursteinelementen. Seit 10 Jahren steht das Gebäude aufgrund seiner Gestaltung und der stadtgeschichtlichen Bedeutung des Unternehmens unter Denkmalschutz. Der Leerstand seit dem Rückzug des Unternehmens 2010 hat inzwischen Spuren hinterlassen; gesucht wird eine neue Nutzung.

2019 hatte der privat initiierte „Billen-Kultursommer“ vier Wochen lang das Gebäude mit Ausstellungen und Veranstaltungen bespielt. Fast 1.000 Besucherinnen und Besucher ließen sich damals von den besonderen Räumen überzeugen und diskutierten Möglichkeiten einer kulturellen Nutzung. Seit 2020 wird der Pavillon zwischengenutzt als Baustellenbüro für die Umsetzung des Berliner Hauses, eines Büro- und Hotelkomplexes in unmittelbarer Nachbarschaft. „Durch den neuen Hotel- und Bürostandort und die zunehmende Veränderung des umgebenden Gewerbegebiets wandelt sich aktuell der Charakter des Orts und bietet im Zusammenspiel mit den Neubauten vielleicht die Chance für eine Revitalisierung“, erläutert Stadtbaurat Kai- Uwe Hirschheide.

„Wir sind von einer kombinierten Nutzung ausgegangen, die einzeln betrieben werden kann, sich aber sinnvoll ergänzt“, stellt Suzanne Koechert dar. Der Schwerpunkt lag auf der Gastronomieplanung. Aufgabe war es, die Bedarfe funktional zu durchdenken mit allen notwendigen Nebenflächen, den Zugängen und den Schnittstellen zum zweiten Nutzer. Parallel sollte eine Gestaltungsidee mit Materialvorschlägen und einem Lichtkonzept entwickelt werden, die gleichzeitig das Baudenkmal respektiert und einen eigenen Anspruch formuliert.

Eine neue hinterleuchtete Doppelfassade auf der Westseite in Richtung Stadt, das Herausarbeiten des Krans in der Werkhalle in leuchtendem Billen-Gelb und einer hängenden Marmorplatte über dem Tresen oder die Ergänzung eines Vorhang-Schienen-Systems mit dem Kontrast zwischen rauer Werkhalle und weichem Stoff sind nur einige der vielen Ideen der zukünftigen Innenarchitekten. „Wir waren begeistert von dieser Aufgabe, spätestens nach dem Ortstermin im Oktober“, unterstreicht Carsten Weers die große Motivation in drei Monaten sehr intensiver Arbeit. „Es gilt, den Bestand zu erhalten und behutsam und würdigend damit umzugehen“, sagt Rebecca von Hoffmann, die mit einer Skulptur im Restaurant an die Geschichte des Ortes als Bildhauerwerkstatt erinnert.

„Gerade im Vergleich der unterschiedlichen Planungen lässt sich erkennen, welche Ansätze Chancen für Raum und Betrieb eröffnen und welche in eine Sackgasse führen – ein großer Schatz für den weiteren Umgang mit dem Gebäude“, freut sich Nicole Froberg über die Hochschularbeiten auf sehr hohem Niveau. Im Anschluss an den digitalen Rundgang durch die Projekte soll noch eine Broschüre folgen.

Wolfsburger Allgemeine Zeitung vom 16.02.22, S. 11