2075 – WAS, WENN UNS DAS WASSER UMSCHLIESST?

Entwurf von Mavie Klußmann

Der Klimawandel lässt den Meeresspiegel stetig steigen: durch die Erwärmung der Ozeane und das Abschmelzen von Eis. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich der Pegel bereits um etwa 20 Zentimeter erhöht – mit rasant wachsender Geschwindigkeit. Die Folgen sind weltweit spürbar: Küstenregionen geraten unter Druck, Überschwemmungen und Sturmfluten nehmen zu, Ökosysteme wie Mangroven oder Korallenriffe werden bedroht. Auch Deutschland muss Deiche verstärken und Küsten schützen.

Mit ihrer Ausstellung „2075“ macht Mavie Klußmann diese Entwicklungen räumlich erfahrbar. An drei Stationen sollen Besucher:innen spüren, wie der steigende Meeresspiegel Lebensräume verändert – und welche Handlungsmöglichkeiten bestehen. Globale Zukunftsszenarien werden mit lokalem Wissen aus Venedig verknüpft: Die Stadt zeigt seit Jahrhunderten, wie Leben und Mobilität auf dem Wasser funktionieren können. Gondeln und ihre Herstellung dienen dabei als Beispiel für nachhaltige, gemeinschaftlich entwickelte Fortbewegung.

Ziel der Ausstellung ist es, Bewusstsein zu schaffen und neue Perspektiven zu eröffnen: Welche Wasser-Mobilität brauchen wir künftig? Welche traditionellen Techniken lassen sich weiterentwickeln und demokratisieren?

Im Salon Verde wird Venedigs mögliche Zukunft greifbar: Ein großes Wasserbecken zeigt den prognostizierten Pegelstand des Jahres 2075. Nur schmale, trockene Inseln bleiben begehbar. Zwischen Schutz und Bedrohung erleben Besucher:innen, wie vertrauter Boden verschwindet und Bewegungsräume schrumpfen – eine körperliche Erfahrung, die Emotionen weckt und zum Dialog über gemeinsame Lösungen einlädt.

Venezianische Versionen

Entwurf von Clara Beckord und Clara van der Pohl

Die Räume teilen sich in Tradition und Zukunft. Muranoglas steht für die lange Geschichte der venezianischen Handwerkskunst. Gleichzeitig markiert die Installation einen Wendepunk: Die Tradition bleibt wichtig, doch es öffnet sich der Blick für Neues. Veränderte Arbeitsweisen ermöglichen insbesondere Fraueneine prägende Rolle im Handwerk zu übernehmen und die Zukunft zu gestalten. Sie bewahren den wertvollen Kern ihrer Kultur, während sie gleichzeitig Raum für Veränderung schaffen. Die geschieht durch selektive Modernisierung, bei der traditionelle Werte in neue Kontexte übertragen werden.

Tradition und Zukunft sind keine Gegensätze, sondern komplementäre Kräfte, die gemeinsam gesellschaftliche Entwicklung ermöglichen.

 

Fäden der Zeit

Entwurf von Bentje Andresen

In ihrem Kurzprojekt rückte Bentje Andresen das traditionelle Kunsthandwerk der Burano-Spitze in den Mittelpunkt der Ausstellung. Das Aufzeigen ihrer Geschichte und der zeitaufwändigen Herstellung stärkt die Wertschätzung dieser einzigartigen Handarbeit.

Die Spitze wird als direktes Gestaltungselement verwendet, das die Ausstellung optisch ansprechend macht und so einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Durch die großflächige Installation im Raum wird der/die Besuchende selbst Teil der Ausstellung. Dass es sich hierbei jedoch um einfache Bahnenware handelt, klärt sich erst gegen Ende. Hier wird vor Augen geführt, wie wenig in der Regel auf Details geachtet wird und im direkten Vergleich die Komplexität der Burano-Muster verdeutlicht. In Kombination mit dem anschließenden Ausstellen moderner Spitzen-Exponate soll das Material die verdiente Anerkennung erhalten und in ein neuzeitliches Licht gerückt werden.

 

WOOD WORKS VENICE – Handwerk zwischen Tradition und Innovation.

Entwurf von Anna Bielefeld

Anna Bielefelds Entwurf rückt die handwerkliche Individualität, die komplexe Formensprache, sowie die spezifischen Materialeigenschaften von Holz in den Fokus. Mit dieser thematischen Ausrichtung schließt sich die Ausstellung dem Thema der Architektur Biennale 2025 in Venedig an – Intelligens. Natural. Artificial. Collective.

Die Ausstellung verdeutlicht das Potenzial von ausrangiertem Holz für raumgestalterische Elemente und die enge Verbindung von Funktionalität und Ästhetik wird herausgestellt. Die extreme Individualität des Holzschnitzens, sowie die komplexe Wissenschaft hinter der Form und des Materials wird verdeutlicht und zugleich wird die Frage der Notwendigkeit neuer Technologien für traditionelle Fertigungsprozesse aufgeworfen.

Mit dunklen und warmen Akzenten sowie Projektionen von Wasserbewegung entsteht ein Raum, der sowohl die Materialität des Holzes betont als auch die Bewegung und Eleganz des Handwerks spürbar macht.