Langemarckhalle

Entwurf von Mavie Klußmann

Die Intervention von Mavie Klußmann in der Langemarckhalle thematisiert die ideologischen und machtpolitischen „Raster“ der Vergangenheit, die in Architektur und Raum eingeschrieben sind. Sie versteht sich nicht als klassisches Denkmal, sondern als offener Denkraum, der irritiert, Fragen aufwirft und zur Auseinandersetzung auffordert.

Das Raster, ein Sinnbild für Gleichschaltung, Disziplin und Kontrolle, wird in ihrem Entwurf zwar aufgegriffen, aber aufgebrochen und entmaterialisiert. Transluzente Stoffe und durchlässige Materialien schaffen neue Wege, Schwellen und Blickachsen. Besucher:innen bewegen sich in einer Struktur, die Orientierung bietet, aber keine Antworten.

So entsteht ein Raum zwischen Kontrolle und Freiheit, der zur aktiven Selbstverortung und Reflexion einlädt. Ziel ist es, historische Machtstrukturen sichtbar zu machen, nicht zu reproduzieren, und zugleich die Übertragung solcher Raster auf heutige Gesellschaften zu hinterfragen.

 

Langemarckhalle

Entwurf von Alicia Böhme

Die Intervention transformiert die ideologisch aufgeladene Langemarckhalle – einst Symbol für Opfermythos, Männlichkeitskult und Militarismus – in einen Raum für Vielfalt, Selbstbestimmung und queere Präsenz. Queeres Leben wird dort sichtbar gemacht, wo es einst ausgelöscht wurde – als aktiver Gegenentwurf zu patriarchalen Strukturen und als sichtbarer Akt des Widerstands und der Hoffnung.

Das lila lackierte Gerüst markiert diesen Umbruch nach außen: als Symbol für Besetzung, Irritation und Wandel. Zonierte Ebenen in unterschiedlichen Höhen schaffen Rückzug ebenso wie Begegnung – ob bei Open Mics, Workshops, Ausstellungen oder Stammtischen, die langfristig soziale Bindung fördern. Multifunktionale Möbel und die modulare Konstruktion ermöglichen spontane Nutzung, aktive Mitgestaltung und vielfältige Formate – vom Zuhören bis zur Performance.

Der Entwurf soll deutlich machen: queere Präsenz ist nicht verhandelbar – sie ist sichtbar, empowernd und selbstbestimmt.

 

LET’S REFRAME THIS MESS TOGETHER

Entwurf von Katharina Schäfer

Die Langemarckhalle verkörpert nationalsozialistische Ideologie in architektonischer Form. Monumentalität, Symmetrie und Härte schaffen einen Raum, der Kriegstod zum Opferkult verklärt und über die Sichtachse zum Olympiastadion mit dem Ideal körperlicher Wehrhaftigkeit des arischen Athleten verknüpft ist. Junge Männer wurden dabei zu Gleichschritt und Gehorsam gedrillt, ihre Individualität musste den Zielen des Regimes weichen.

Ziel der Intervention ist es, diesen mystisch aufgeladenen Ort mit einem positiven Gegenbild der vielfältigen Gesellschaft, die sich heute selbstbestimmt auf dem Gelände bewegt, in seiner Atmosphäre zu brechen. Von unantastbar zu mitgestaltbar: Die Installation ist als partizipative Raumerfahrung konzipiert. Besucher*innen gestalten ein wandelbares Raumbild, das zum Nachdenken und Austausch anregt. Demokratie zeigt sich dabei als ein Rahmen, der erst durch Beteiligung an Stabilität und Bedeutung gewinnt. Je größer die Beteiligung, desto dichter und vielschichtiger wird das entstehende Gefüge.

Die Installation besteht aus aneinanderreihbaren Rahmenelementen. Deren Anordnung schlängelt sich entgegen dem Raster, das einst die Laufbewegung in der Halle bestimmt hat. So entsteht eine neue Wegeführung. Besucher*innen können den Weg innerhalb oder außerhalb des Pfades wählen und dadurch unterschiedliche Raumerfahrungen machen. Durch die Anordnung der Elemente wird das Raster aufgebrochen und die monumentale Raumwirkung destabilisiert. Die Intervention bricht die zentrale Sichtachse und überlagert die Propaganda. Eine neue Blickachse bietet einen Überblick über die Installation, kreuzt Wege und fördert Begegnung. Ein umschließender Bereich schafft Raum für Dialog.

Die Installation ist freistehend und verursacht keine baulichen Eingriffe am denkmalgeschützten Bestand. Es werden Reuse-Materialien wie ausgediente Kletterseile, textile Veranstaltungsreste oder überschüssige Holzlatten von Baustellen verwendet. Die Konstruktion ist leicht auf- und abbaubar und kann an weiteren Täterorten wiederverwendet werden. Das aus den Rahmen gelöste Gewebe bleibt als Wandbild am Ort, weist dauerhaft auf die Thematik hin und verbindet Täterorte visuell miteinander.